Donnerstag, 25. Juli 2013

Musischer Tag

Mein Ältester hatte heute (also an sich gestern, jetzt ist es doch schon nach Mitternacht geworden) seinen musischen Tag. Irgendwie kam wieder mal alles zusammen.
Am Nachmittag hatte er ein Vorspiel vom Klavierunterricht. Die Ankündigung war eher spärlich, eine handgeschriebene Notitz der Lehrerin, am 24. um 15 Uhr bitte evtl. einen Kuchen mitbringen.

Ich ging davon aus, dass es hier bei uns im Ort im katholischen Pfarrheim sein würde ... das ist keine 3 Minuten mit dem Fahrrad von uns - machen wir uns also um 5 vor 3 auf den Weg und dann meint mein Kind - wie willst du denn den Kuchen so weit bis nach XXX auf dem Fahrrad transportieren?
Setze für XXX unseren Nachbarort ein, mindestens 15 Minuten mit dem Rad und sehr kurvig und holprig - also nicht wirklich prima, um dort Käsekuchenbalancierend mit dem Rad hinzufahren - und das auch noch im Turbotempo, weil wir um 15 Uhr ja dort sein sollen ...

Also schnell doch ins Auto gestiegen und rübergefahren. Dortselbst im katholischen Pfarrheim (immerhin das hat gestimmt) war gedeckt für 50 Mann ... kam mir schon ein bisschen seltsam vor, denn so viele Schüler hat die Lehrerin an sich gar nicht. Des Rätsels Lösung: wir waren auf dem Seniorentreff der Katholen gelandet! Nach einer Andacht in der benachbarten Kirche kamen 25 ältere Menschen samt Kaplan und Diakon rüber, es wurde ausgiebig Kuchen gegessen und Kaffee (natürlich nur koffeinfrei - auch mein 9 Jähriger bekam welchen angeboten - "ist ja kein Koffein drin, kann er doch gut trinken!") getrunken, dann kamen die Darbietungen. 20 Stückchen mit Klavier und Flöte oder Querflöte, von jung (5 Jahre) bis alt (77 Jahre und seit einem dreiviertel Jahr Klavier spielend - Hut ab) alles dabei. Mein Sohn war an Nummer 9 dran und hat seine Sache sehr gut gemacht. Er spielte eine alte spanische Melodie und brachte sie fehlerfrei über die Bühne. Er war gar nicht aufgeregt (O-Ton: "Das hab ich mir schon lange abgewöhnt"). Bis Nummer 14 waren wir dabei, dann mussten wir gehen, denn es war noch der musische Abend in der Schule, es wurde ein Musical aufgeführt: Tuishi Pamoja von Martin Schulte. 

Tuishi pamoja (sprich: tuischi pamodscha) ist Swahili und bedeutet "Wir wollen zusammen leben".
Es geht um Vorurteile, Toleranz und Freunschaft. Das Stück spielt in Afrika und es wimmelt von Giraffen ("Die Doofen mit den langen Hälsen und den vielen Punkten") und Zebras (Die sich für die Ultraschicksten halten mit ihren tollen Streifen und die Punkte einfach nur unmöglich finden).
 Dann gibt es noch ein paar Löwen auf der Jagd und drei Erdmännchen, die sich über die Dummheit der anderen Tiere, die immer nur unter sich bleiben wollen und keinesfalls Freundschaft mit den Anderen schließen wollen nur wundern können.

Eines dieser drei Erdmännchen hat mein Großer gespielt. Zu Beginn des Stückes hat er erst ein Zebra im Chor gespielt. Hier singen sie grade ein Lied darüber, wie toll die Zebras sind: 

"Zebrastreifen, was gibt es Schön'res auf der Welt?
Zebrastreifen, das ist, was uns gefällt!"


Es kommt, wie es kommen muss: ein Giraffenkind zeigt Interesse an einem Zebrakind, beide werden aber von ihren jeweiligen Herden zurückgepfiffen: mit denen wollen wir nichts zu tun haben!
Doch dann kommen die Löwen und jagen die Zebras und Giraffen durcheinander und schließlich sitzt das Giraffenkind ganz allein, getrennt von der Herde in einen Eck - und im anderen sitzt mutterseelenallein das Zebrakind. Sie reden nicht miteinander, sondern sich selber ein, dass ihnen nicht kalt ist, sie sich nicht fürchten und sie ganz sicher nicht einen Freund brauchen, mit dem sie sich nicht so einsam fühlen würden.

Und hier kommen die Erdmännchen ins Spiel: Sie kommentieren alles: die Zuschauer vor der Bühne, Giraffenkind und Zebrakind, die traurig in den Ecken sitzen.  Sie versuchen die Beiden dazu zu bringen, doch miteinander zu reden, Freunde zu werden. Das klappt dann auch und auch die große Annäherung von Giraffen- und Zebraherde gelingt - natürlich nur durch die großartigen Erdmännchen - die es ordentlich raushängen lassen, dass sie in Wahrheit die Tollsten und Schönsten sind!

Mein Großer in seiner Paraderolle! Es war so schön, ihm zuzuschauen. Er hat kein Erdmännchen gespielt - er war eins. So viel Lob hat er hinterher bekommen - von der Direktorin, von den Lehrerinnen, von der Chorleiterin, von vielen Eltern, von den anderen Kindern ... er schwebte auf Wolke sieben!
Er, der so oft zugucken muss, wie die Brüder Sportpokale und Medaillen heimschleppen und er leer ausgeht. Heute war sein großer Tag, sein großer Abend - und er hat es genoßen. Zu Recht. Hoffentlich kann er lange, lange davon zehren, von den vielen positiven Rückmeldungen an ihn, wobei man die so schlecht an die Wand hängen kann oder ins Regal stellen.
Großes Lob an ihn - ganz unvoreingenommen so als Mutter *g* - ich war beeindruckt.


Und kaum war die erste Aufführung aus (es gab noch eine zweite, weil die Aula recht klein ist, damit auch alle, die wollten, zugucken konnten) und das Bratwurstbrötchen war gegessen, waren meine anderen Söhne schon bei ihrer Lieblingsbeschäftigung - während ihr Bruder noch einmal im Schweiße seines Angesichts (es war so heiß in der Aula) die Welt der Giraffen und Zebras gerettet hat. 


















Und es gab natürlich noch die Gelegenheit, in die Schlampertonne (die bei uns an der Schule eine Kiste ist) durchzusuchen.
Heute Mittag hatten wir eine Bestandsaufnahme gemacht, was alles fehlt:
KindGroß 1: nix (was aber eher einem Wunder gleichkommt)
KindGroß 2: eine Softshelljacke, eine einzippbare Fleecejacke
KindKlein: Eine einzippbare (teure) Fleecejacke, ein Hausschuh. (Von den unzähligen Brotdosen sprechen wir an der Stelle mal nicht).
Nach Durchsuchung der Kiste hatte ich im Arm: zwei der drei Jacken (die dritte ist, so meinte KindGroß 2, im Auto). Den Hausschuh habe ich gefunden - und noch einen Turnschuh aus dem Sportbeutel ... auf meine Frage, ob er denn schon lange nur mit einem Turnschuh Sport treibe, grinste mich der kleine Fregger nur an.
Dosen waren keine zu finden, aber immerhin die teueren Jacken.

Ein schöner, erfolgreicher Tag!
Schön war's.

In diesem Sinne - ach halt: ich habe noch ein Gedenk-/Gebetsanliegen:
In der Klasse meiner Großen hat ein Junge seinen Vater verloren. Er ist vor einer Woche von zu Hause verschwunden (es gab auch Suchmeldungen in der Zeitung) - gestern wurde er tot gefunden. Wieso? Weshalb? Warum? Keiner weiß nix Genaues ... alles nur Spekulationen.
Die Familie tut mir so leid, der Junge besonders, in so jungen Jahren den Vater zu verlieren - das macht viele Probleme doch recht klein.

In Gedanken bei der Familie,
dLas